Menopause | Tipps
Wechseljahre und zwischenmenschliche Beziehungen
Wenn die Hormone in den Wechseljahren Achterbahn fahren, kann sich das durchaus auf die Gefühlswelt einer Frau auswirken.
Hallo ihr Lieben,
Ich sage „Menopause“, und ihr sagt mir, was eure ersten drei Gedanken zum Thema sind. Und, ist euch auch etwas Schönes eingefallen? Mit hoher Wahrscheinlichkeit rangen Hitzewallungen, Launenachterbahn und Libidoverlust um den ersten Platz in einer Liste, die so gut wie nie mit positiven Assoziationen gespickt ist. Warum ist das so, und weshalb tun wir uns mit Meno-Positivity so schwer? Vielleicht deshalb, weil all das, was wir über die Menopause wissen, ein selbst zusammengestückelter Fleckenteppich aus Aufgeschnapptem ist. Bei der eigenen Mama erinnern wir uns an den hektisch vom Körper gerissenen Pullover und beziehen uns vage auf die ein oder andere Überschrift in einem Lesezirkel-Gesundheitsheft im Gynäkolog*innenenvorzimmer. Der Welt-Menopause-Tag am 18. Oktober rückt die Menopause ins Rampenlicht und fordert einen neuen Umgang mit einem Thema, das uns alle betrifft.
In Deutschland erleben in diesem Augenblick neun Millionen Frauen ihre Menopause. Das sind neun Millionen Frauen, die sich in diesem Moment mit unterschiedlich stark ausgeprägten Themen wie Schlafstörungen, Haarausfall, Scheidentrockenheit, Libidoverlust, Stimmungsschwankungen, Zyklusveränderungen und der damit einhergehenden Selbstwertproblematik auseinandersetzen. Viele von ihnen sind dabei auf sich selbst gestellt, denn bisher war der Dialog über die Menopause weder salonfähig noch fand er angeregt in einem versteckten Kämmerchen statt. Das ändert sich gerade. Die Stimmen der Frauen, die Veränderung fordern, werden zunehmend lauter. Sie beginnen sich zu zeigen, zu verbinden, und sie trauen sich. Stephanie Hielschers Podcast „50 über 50“ ist nur eins der keimenden Formate, die uns einladen, Frauen über 50 wahrzunehmen, kennenzulernen und ihnen zuzuhören. Es gilt Räume zu schaffen, in denen der Diskurs, die Aufklärung und die aufrichtige Begleitung von Frauen jenseits der 40 stattfindet. Von diesem Trend profitieren wir alle. Also bitte weiter so!
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Sehr tolle Referentin, super Erklärungen, es tut so gut zu wissen, dass es uns allen irgendwann mal so geht und diese Phase auch mal vorüber geht 🤪 Vielen Dank dafür!
Die Lebensmitte. Da kommt viel zusammen. Wir schauen zurück, wiegen ab, was ist, und malen uns aus, was kommt. Das kann auch ganz ohne menopausebedingte Hormondisco emotional sein. Wir sind uns darüber klar, was uns ausmacht, welche Werte uns tragen, was wir besonders gut können und worauf wir in Zukunft vielleicht lieber verzichten. Die Menopause ist keine Krankheit, sondern ein natürlicher Wandel. Wir sind weiterhin leistungsfähig, ambitioniert und versiert. Wir sind erfahren und vielleicht auch ein bisschen weiser. Arbeitgeber*innen, die sich früh darüber Gedanken machen, wie sie Frauen in ihren Unternehmen in dieser Phase unterstützen, sind anderen weit voraus. Denn wir werden gebraucht.
Praktische Maßnahmen beinhalten:
In der zweiten Lebenshälfte erwarten uns weitere 20-30, hoffentlich erfüllte, Arbeitsjahre. Verständnis, kollegiale Unterstützung und eine größere Sanftheit im Umgang mit dem erlebten Wandel helfen Frauen, sich in dieser Lebensphase beruflich und persönlich nicht ausgegrenzt und stigmatisiert zu fühlen. Der Fachkräftemangel in Deutschland ist längst Realität. Wenn wir auch nicht mehr in mehreren Generationen unter einem Dach leben, lasst uns wenigstens weiterhin unter einem gemeinsamen Dach arbeiten. Das bedeutet, unsere Bedürfnisse müssen gesehen und adressiert werden. Davon profitiert nie nur die Einzelne, sondern immer auch die Gesamtgesellschaft.
Zu viele der in der Prä-, Peri- und Menopause auftretenden Begleiterscheinungen sind medizinisch kaum greifbar. Bereits in der Sprechstunde fehlt die Zeit für ausführliche Beratung, denn sie kann bei den Kassen kaum in Rechnung gestellt werden. 16,98 Euro ist die Pauschale, die Praxen pro Kassenpatientin im Quartal abrechnen dürfen. Das ist ein Systemfehler. Wir brauchen keine Pflaster- und Zwiebacklösung, sondern wünschen uns reale Ressourcen und Ratschläge, die unsere individuellen Leiden lindern. Das bedarf gesundheitspolitischer Ansätze, die sich allumfassend mit der Thematik der Menopause auseinandersetzen. Noch gehören die wenigen, auf die Menopause und all ihre Phasen spezialisierten privatärztlichen oder homöopathischen Praxen zu einem Angebot, das lediglich einer Handvoll gutsituierter Frauen zugutekommt. Diesen Missstand gilt es zu korrigieren, und dafür benötigen wir politisches Engagement, Zuspruch und vor allem Veränderung.
Bisher gab es wenig bis keinen politischen Diskurs zum Thema Wechseljahre. Mit der Initiative #Wirsind9millionen (das T-Shirt ist für 16,98 Euro, den Preis der Kassenpatientinnen-Beratungspauschale, bei nobodytoldme.com erhältlich) forderten Frauen im März dieses Jahres zum ersten Mal politische Sichtbarkeit und Auseinandersetzung mit dem Thema Menopause. Die Veranstaltung „Oh Meno“ mit Dorothee Bär, unter anderem unterstützt durch Autorin Miriam Stein „Die gereizte Frau“ und die Gynäkologin Sheila De Liz lud 150 Frauen aus unterschiedlichsten Fach- und Interessenbereichen in den Bundestag ein, darüber zu sprechen, wie sie sich ein politisches Mitwirken ausmalen. Mit der frühen Aufklärung in Schulen, durch Krankenkassen und in den Praxen, wäre es möglich, eine Vielfalt der später auftretenden Krankheitsleiden zu verhindern. Das wäre nicht nur vorausschauende, sondern vor allem fraueninklusive Präventionspolitik. Friedrich Merz und Kolleg*innen stellen im September 2023 eine „Kleine Anfrage“ zur Politik der Bundesregierung zum Thema Menopause: „Hat die Bundesregierung vor, eine nationale Strategie für das Thema Menopause zu entwickeln?“. Wir finden, die Frage könnte nicht größer sein, warten auf Antwort und bleiben dran.
Wie andere Lebensphasen überraschen uns auch die Wechseljahre mit einer individuell für uns zusammengestellten Mischung aus Begleiterscheinungen. Obwohl wir keinen Einfluss darauf nehmen können, ob wir zum Team Schlafstörung und Depression oder Haarausfall und Libidoverlust gehören, haben wir sehr wohl Mitspracherecht, wenn es um den Umgang mit diesen Beeinträchtigungen geht. Desto offener wir uns mit unseren Menopauseverläufen zeigen, umso mehr bestärken wir uns gegenseitig in unserer Sichtbarkeit, und das verbindet und stärkt uns. Es gilt Ansätze zu finden, die zu uns und unserem Leben passen. Ob wir dabei auf Hormonersatztherapien oder auf evidenzbasierte, hormonfreie und pflanzliche Ansätze wie „EstroG-100“ bauen, bleibt uns selbst überlassen. Selbsterfahrung bedeutet Selbstbestimmung, und der Austausch unserer Erfahrungen ist Gold wert und trägt uns.
Die erlebten Veränderungen, die die Menopause mit sich bringt, berühren jede Facette unseres Lebens. Es gibt keine Pausetaste. Keinen Patentverlauf. Nicht den einen Ansatz, der uns Balance bringt. Meno-Positivity kann nur dann gedeihen, wenn wir dieser Lebensphase offen begegnen. Wir wünschen uns, früher zu lernen, was uns erwartet, und möchten uns informieren, bevor wir überrumpelt und umgepustet werden. Dafür benötigen wir aufrichtiges Engagement und die Aufklärung aller Akteure: Betroffene, Fachleute und die Öffentlichkeit. Verbindung und Austausch sind die Grundlage für diese Entwicklung. Der Welt-Menopause-Tag ist dabei ein besonderer Anlass, den Diskurs in Richtung echter Veränderung im Umgang mit dieser herausfordernden Lebensphase zu bewirken. Darin liegen die Chancen. Die reale Möglichkeit, ganz bei uns zu bleiben und uns gegenseitig zu unterstützen, während wir uns wieder einmal verändern. Das ist aufregend und wertvoll.
Eure Linnie
Linnie von Sky…
… ist eine Bloggerin, die unter dem Namen „Ella’s Kolumne“ im menoelle Menoemag eine informative Kolumne zu allen Themen rund um die Wechseljahre betreibt. Ihre Beiträge sind Gedankenanstöße rund um die Wechseljahre: inspirierend, frisch und authentisch.
Linnie ist verheiratet und Mutter von zwei Kindern, lebt in Berlin und steht selbstbewusst ihre Frau. Sie ist in den Vierzigern und weiß, was Frauen in diesem Alter bewegt, kennt ihre Wünsche, aber auch ihre Gedanken rund ums Älterwerden, Partnerschaft, Gesundheit und die Zukunft.
Linnie schreibt über verschiedene Themen, sowohl aus eigener Erfahrung als auch über das, was sie an den Nachbartischen der Welt aufschnappt. Mit einer Vorliebe für Adjektive beschreibt und verfasst sie Texte über all das, was endlich aus der Schublade kommen darf.
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