Wechseljahre bei Männern: Gibt es das?
Hitzewallungen, Stimmungsschwankungen, Zyklusunregelmäßigkeiten – die weiblichen Wechseljahre sowie damit einhergehende körperliche, seelische und geistige Begleiterscheinungen sind weitläufig bekannt. Daher stellen sich die meisten Frauen auch innerlich auf tiefgreifende Veränderungen zwischen dem 45. und 60. Lebensjahr ein. Weitaus weniger ist jedoch das männliche Pendant bekannt. Selbst wenn sich bei Männern die sogenannte „Andropause“ über einen deutlich längeren Zeitraum erstreckt und deshalb die Symptome nicht vom gleichen Ausmaß sind, so erleben dennoch viele Männer ab dem 50. Lebensjahr körperliche, geistige und seelische Veränderungen. Da dieses Phänomen jedoch in der Gesellschaft kaum thematisiert wird, sind die meisten Männer bei Schlafstörungen, Gewichtszunahme und eingeschränkter Belastbarkeit eher überrascht. Doch was hat es mit der „Andropause“ auf sich?

Echte Wechseljahre, also tiefgreifende Veränderungen aufgrund eines natürlichen absoluten Hormondefizites, gibt es bei Männern nicht. Dennoch nimmt die Testosteronproduktion bei Männern ab der mittleren Lebenshälfte ab, was durchaus spürbare Folgen haben kann. Da die Hoden aber immer eine gewisse Menge Testosteron produzieren, treten die bekannten weiblichen Wechseljahresbeschwerden bei Männern so nicht auf. Trotzdem verändern sich Männer im Alter – körperlich, seelisch und geistig.
Rund 10 % aller Männer haben aufgrund der niedrigeren Testosteronwerte sogar Symptome, welche sie in ihrem Alltag einschränken. In der Fachsprache wird dieses Phänomen als „Andropause“ (andros = Mann, pausis = Ende) bezeichnet, also das Ende der Männlichkeit. Allerdings haben sich mittlerweile mehrere Synonyme gebildet, welche das Phänomen der männlichen Wechseljahre besser beschreiben, da es ja nie zum Ende der Männlichkeit kommt, z. B. „Aging-Male-Syndrome“, „Testosteronmangelsyndrom“ oder „PADAM“.
Wechseljahre bei Männern: Symptome im Überblick
Die „Andropause“ bei Männern ist nicht, wie bei Frauen, auf einen bestimmten Zeitabschnitt begrenzt, sondern vollzieht sich etwa ab dem 50. Lebensjahr bis zum Lebensende. Dieser schleichende Prozess ist auf die nachlassende Produktion des Sexualhormons Testosteron zurückzuführen, aber auch auf familiäre, soziale und berufliche Veränderungen. Bei vielen Männern zeigt sich dies beispielsweise durch:
Schlafstörungen
Zunahme von Bauchfett
Verlust von Muskelmasse
Nachlassen von Konzentration und Aufmerksamkeit
eingeschränkte Belastbarkeit
Abgeschlagenheit und Müdigkeit
Antriebslosigkeit und Lustlosigkeit
geringeres sexuelles Interesse, Erektionsstörungen
Hierbei ist allerdings anzumerken, dass viele der genannten Beschwerden vom Lebensstil beeinflusst werden. Ob und in welchem Ausmaß Männer also eingeschränkt sind, variiert sehr stark. So können Faktoren wie Ernährung, Sport, Schlafqualität, Stressmanagement, Alkohol- und Nikotinkonsum, chronische Erkrankungen und Medikamenteneinnahme sowie Freizeitverhalten einen positiven oder negativen Effekt auf die Beschwerden und somit die Lebensqualität haben.
Hormonveränderungen bei Männern ab 40
Die Testosteronkonzentration schwankt auch bei jungen Männern im Laufe des Tages. So sind die Werte morgens am höchsten und abends am niedrigsten. Erst ab einem Alter von etwa 40 Jahren sinken die morgendlichen Testosteronspitzen signifikant, im weiteren Verlauf des Lebens auch die allgemeine Testosteronproduktion. Durchschnittlich verringert sich diese jährlich um 1 bis 2 %. Im Alter von etwa 70 Jahren haben Männer noch etwa 60 % der Testosteronkonzentration wie mit 20 Jahren.
Aus diesem Grund zeigen sich bei den meisten Männern ab der Lebensmitte erste Zeichen des Alters: Lichter werdende Kopfhaare, tiefere Fältchen, schmerzende Gelenke sowie erste Fettpölsterchen deuten die nachlassende Testosteronproduktion an. Deutlich wird diese auch durch beginnende Potenzstörungen. Dennoch sind alle genannten Symptome Teil des natürlichen Alterungsprozesses und nicht ungewöhnlich. Auch wenn diese manchmal belastend für Männer sind, so handelt es sich lediglich um die Konsequenzen der Testosteronabnahme, nicht um einen Testosteronmangel. Hiervon sind nämlich weniger als 2 % aller Männer betroffen.

Diagnose Testosteronmangel
Der Testosterongehalt im Blut nimmt natürlicherweise jährlich etwas ab, wobei die genauen Werte von Mann zu Mann unterschiedlich sind. Klar ist jedoch, dass die Testosteronabnahme von einem Testosteronmangel unterschieden werden muss. Denn Testosteron ist ein wichtiges Sexualhormon, welches nicht nur für die Spermienproduktion zuständig ist, sondern auch beim Aufbau der Muskelmasse, bei der Produktion von roten Blutkörperchen, bei der Stabilisierung der Knochen oder bei der Verbrennung von Körperfett beteiligt ist. Bei einem Testosteronmangel treten deshalb Symptome wie Müdigkeit, Schlafstörungen, Osteoporose, Gewichtszunahme und Kraftlosigkeit zu Tage.
Ob ein „echter Testosteronmangel“ vorliegt, kann leicht durch eine Blut-Untersuchung festgestellt werden. Idealerweise findet die Blutabnahme zur Ermittlung des Testosteronwertes morgens zwischen 8 und 11 Uhr statt, wenn die Produktion am höchsten ist. Von einem Testosteronmangel spricht man, wenn das Gesamttestosteron (GT) unter 8 nmol/l liegt und/oder das freie Testosteron (fT) unter 0,18 nmol/l. Im Gegensatz dazu gelten GT-Werte über 12 nmol/l als Zeichen eines Testosteronüberschusses. Zur Vervollständigung ermitteln Mediziner oder Medizinerinnen meist auch den Wert des luteinisierenden Hormons (LH), da dieses bedeutend im Kreislauf der Testosteronproduktion ist.
Männer und Wechseljahre: Was tun gegen die Beschwerden?
Körperliche, seelische und mentale Veränderungen sind im Alter normal und kaum zu umgehen. Es ist deshalb ratsam, diese zu akzeptieren. Denn es geht nicht darum, bis ins hohe Alter mit Bestleistungen zu glänzen. Vielmehr ist das Altern ein Zeichen von Lebenserfahrung, mit der Sie in vielerlei Hinsicht profitieren. Und dank einer paar einfacher Tipps können Sie auch aktiv dazu beitragen, dass Ihre Lebensqualität erhalten bleibt.
Ernährung: Eine ausgewogene und abwechslungsreiche Ernährung sichert die Versorgung mit allen wichtigen Nährstoffen. Diese wiederum benötigt Ihr Körper, um alle Funktionen aufrecht zu erhalten – darunter auch die Produktion von Testosteron.
Bewegung: Mit Bewegung und Sport an der frischen Luft können Sie dem Muskelabbau entgegenwirken, Fettpolster reduzieren und das Normalgewicht halten. Dies wirkt sich wiederum positiv auf die Testosteronproduktion und somit auf Ihr Wohlbefinden aus.
Schlaf: Ein- und Durchschlafstörungen reduzieren nicht nur die Testosteronwerte, sie belasten auch die körperliche Leistungsfähigkeit, die seelische Belastbarkeit und die geistigen Funktionen. Wenn Sie eine gute Schlafhygiene betreiben und ausreichend schlafen, dann reduzieren Sie das Risiko für testosteronassoziierte Beschwerden und Herz-Kreislauf-Erkrankungen gleichermaßen.
Genussmittel: Alkohol, Nikotin und andere Genussmittel, aber auch Kaffee und Softdrinks wirken sich negativ auf die Produktion von Sexualhormonen aus.
Stress: Ein adäquates Stressmanagement hilft, den Cortisolspiegel zu senken und so dem Körper zu wohlverdienten Ruhepausen zu verhelfen. Denn wenn Sie unter „Dauerstrom“ stehen, wirkt sich das negativ auf viele Körperfunktionen aus.
Erkrankungen und Medikamente: Viele chronische Erkrankungen müssen medikamentös behandelt werden. Dabei gelten einige Pharmazeutika als testosteronhemmend. Es ist deshalb ratsam, die Ursachen chronischer Erkrankungen (z. B. Übergewicht und fettreiche Ernährung), wenn möglich, zu behandeln und dadurch die Einnahme von Medikamenten zu reduzieren bzw. zu beenden.
Freizeit: Ob Sie sich in Ihrer Freizeit mit Freunden treffen und austauschen oder neue Hobbies ausprobieren – wichtig ist, dass Sie sich körperlich und geistig fit halten und soziale Kontakte pflegen. Denn dies schafft Verbundenheit und kann Sie bei Sorgen und Ängsten stützen.
Selfcare: Achten Sie auf sich selbst und nehmen Sie Vorsorgeuntersuchungen sowie Gesundheits-Checks wahr. Auch bei Ängsten oder depressiven Verstimmungen ist es wichtig, rechtzeitig medizinische oder therapeutische Unterstützung einzuholen. Denn nur wenn Sie Ihre Möglichkeiten nutzen, bleiben Sie körperlich, geistig und seelisch fit.
Ist eine Hormonersatztherapie sinnvoll?
Wenn die Symptome eines Testosteronmangels vorliegen und zugleich mindestens drei Blutuntersuchungen niedrige Werte aufgezeigt haben, kann eine Hormonersatztherapie sinnvoll sein. Hierfür gibt es Gele, welche Männer auf die Haut auftragen und die vom Körper verstoffwechselt werden. Alternativ sind auch Injektionen in die Muskulatur möglich, z. B. als „3-Monats-Spritze“. Ziel ist es, den Testosteronwert so weit zu erhöhen, dass dieser dem normalen, alterstypischen Wert entspricht. Die Testosteronsubstitution bei einem echten Testosteronmangel kann jedoch den physiologischen Alterungsprozess nicht aufhalten.
Es ist an dieser Stelle auch anzumerken, dass nicht immer ein Testosteronmangel die Ursache für Schlafstörungen, Gewichtszunahme oder Blutarmut ist. Manchmal stecken auch verschiedene Erkrankungen dahinter oder die Anzeichen sind auf familiäre, soziale und berufliche Veränderungen zurückzuführen. Es wäre zwar einfach, Beeinträchtigungen mit der Einnahme von Medikamenten beheben zu wollen, allerdings ist der Erfolg nur kurzfristig. Vielmehr sollten Männer mit testosteronassoziierten Beschwerden darüber nachdenken, ihre Lebenssituation zu analysieren und Veränderungen in bestimmten Bereichen anzustreben.

Häufig gestellte Fragen zu Wechseljahren bei Männern
Grundsätzlich haben Männer nicht die gleichen Wechseljahre wie Frauen, weil ihre Hormonproduktion nie gänzlich zu Erliegen kommt. Vielmehr sinkt die Produktion des männlichen Sexualhormons Testosteron langsam. Männer können aber durchaus von Gewichtszunahme, Stimmungsschwankungen, Schlafstörungen oder Erektionsproblemen betroffen sein.
Die Testosteronwerte schwanken natürlicherweise im Tagesverlauf. Während morgens die Konzentration am höchsten ist, erreichen die Testosteronwerte abends den Tiefpunkt. Ab der Lebensmitte sinkt die Testosteronproduktion, sodass morgens nicht mehr so hohe Spitzen erreicht werden. Im weiteren Verlauf nehmen auch die Testosteronwerte im Tagesverlauf durchschnittlich um 1 bis 2 % jährlich ab.
Die sinkende Testosteronkonzentration zeigt sich beispielsweise in dünner werdendem Haar, weniger Muskelmasse, mehr Fettpölsterchen, tieferen Falten sowie schmerzenden Gelenken.
Hitzewallungen und Schweißausbrüche bei Männern weisen oftmals auf eine Erkrankung hin. So reagiert die Schilddrüse bei einer Fehlfunktion mit Hitzeschüben, aber auch Diabetes mellitus kann sich durch Hitzeattacken zeigen. Ebenso lösen Stress, übermäßiger Alkoholkonsum sowie Übergewicht Hitzewallungen aus.

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Sehr tolle Referentin, super Erklärungen, es tut so gut zu wissen, dass es uns allen irgendwann mal so geht und diese Phase auch mal vorüber geht 🤪 Vielen Dank dafür!